Donnerstag, 10. März 2011

Colombia / Brazil






...und bereits sind die 3 Monate Semesterferien wieder vorbei. Mit vielen Eindrücken, Erlebnissen, neuen Bekanntschaften und jeder Menge neuer Energie bringt mich das fliegende Verkehrsmittel wieder nach Buenos Aires zurück. Kolumbien doch noch kennen lernen zu dürfen war einzigartig. Ob die karibische Küste, die einzigartigen Landschaften, die bezaubernden Inseln mit den herrlichen Stränden oder die Begegnung mit Einheimischen, das letzte mich interessierende Land Südamerikas hat Spuren hinterlassen. Die anfängliche Skepsis in Bezug auf die Kriminalität des Landes ist schnell verflogen, habe ich doch in Santa Marte an der karibischen Seite Kolumbiens einen tollen Start hingelegt bekommen. Um nicht zu viel Fernweh von Argentinien zu haben, wurden die argentinischen Bewohner gleich mitgeliefert – es strotzt von denen in Kolumbien. Man könnte fast meinen man sei im Land des Tangos selber. Und diese wissen wie man festet! Es verging keine Nacht ohne irgendwelchen Alkohol-Überschuss oder einem Asado, natürlich von erster Hand zubereitet. Nach einigen Tagen fiesta in Santa Marta hats mich Richtung Cartagena verschlagen. Eine Stadt ebenfalls an der Karibikküste, bezaubernd schön und mit viel Charme. Die vorgelagerte Halbinsel playa Blanca war ebenfalls überwältigend. 2 Nächte in einem cabaña ohne Strom, dafür direkt am Strand liessen mir wieder zeigen, welch schöne Fleckchen die Welt doch hat. Das süsse Nichtstun, die stundenlangen Schläfchen auf der Luftmatratze im türkisblauen Wasser oder der hervorragende frische Fisch zeigten einmal mehr wie schön das Leben sein kann. Doch das war noch nicht der Höhepunkt – die isla San Andres auf der Höhe Nicaraguas hat ziemlich alles getoppt! Herrlich abgelegen mit superschönen weissen Traumstränden und dem bekannten türkisblauen karibischen Meer liessen Träume wahr werden. Herrliche 4 Nächte im Paradies! Um mein Schweizerdeutsch jedoch nicht zu verlernen, stattete ich den beiden Jungs Nico und Michi aus meiner Klasse einen Besuch in Medellin ab. Dieser kontrastreiche Abstecher hat wieder einmal gut getan, bekannte Gesichter zu sehen und sich über unsere Heimat zu unterhalten. Ihr Intercambio-Jahr scheint ebenfalls ein voller Erfolg zu sein, auch wenn es in dieser Millionenstadt doch einige Probleme in Bezug auf die Kriminalität gibt.
Nach der Karibik und den Millionenstädten Medellin und Bogota zog mich die Reise weiter ins Dreiländereck Leticia inmitten des Dschungels, von wo ich die Fahrt mit dem Dampfer auf dem Amazonas Richtung Manaus in Angriff nahm. Endlich bin ich da angelangt wo ich schon lange einmal hinwollte – auf den grössten Fluss der Welt. 3 Nächte und 3 Tage verbrachte ich auf dem Schiff, begleitet von zwei älteren Deutschen Frauen und einem Dänen, der in Brasilien schon fast heimisch ist. Obwohl die Fahrt eher kontrastarm war, hab ich sie unheimlich genossen. Diese Stille auf dem Amazonas flussabwärts war genau das Richtige nach einer partyreichen Zeit in Kolumbien.
Manaus selber hat mich enttäuscht. Diese in den letzen Jahren zu einer Millionenmetropole anwachsenden Stadt hat abgesehen vom Operahaus nichts zu bieten und hat nicht wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Da aber Manaus nur als Ausgangspunkt für meine Dschungeltour war hat sich die Enttäuschung in Grenzen gehalten. Mit meinen 3 compañeros verbrachte ich 2 Nächte fernab von der Zivilisation, aber unter dutzenden von Tierchen, gross und klein. Meine Spinnenphobie ist zum Glück aber nicht ausgebrochen, dafür sorgten die drei bestens und haben kommentarlos jegliches Ungeziefer immer sofort entfernt. Somit konnte auch ich einige schöne Tage im Dickicht des Amazonas verbringen. Leider waren auch hier die grossen Tiere auf einer Hochzeitsreise, jedoch alleine das Gefühl im Urwald zu sein war genial. Das authentische Erlebnis rundeten die beiden letzten Nächte in Manaus ab, als wir netterweise eine Einladung von Lesse’s brasilianischen Freunden erhalten haben bei ihnen zu nächtigen und so einen guten Eindruck ins brasilianische Alltagsleben erhalten durften.
Salvador stand als nächstes auf dem Programm – die Stadt wo ich vor 2 Jahren eine absolut geniale Zeit verbracht habe. Ein bisschen mit Skepsis ob diese Zeit getoppt werden kann, begab ich mich also ein zweites Mal in diese Stadt im Nord-Osten Brasiliens. Und wenn ich jetzt so zurückdenke muss ich gestehen, dass ich wieder eine absolut geniale Zeit hier verbringen konnte. Mit total unterschiedlichen Leuten zwar, aber mit jede Menge Spass. Die Traumstrände von Itacaré und Morro de Sao Paolo rundeten diesen Aufenthalt wieder einmal ab. Für super gute Stunden sorgten David, ein Argentinier, Morgana, eine Brasilianerin und Aussie Ariel, der das süsse tägliche Nichtstun am Strand noch abrundete. Zufälligerweise war meine nette Bekanntschaft Rob mit dem ich vor zwei Jahren in Salvador einen Sprachkurs gemacht habe ebenfalls vor Ort. Mit ihm und zwei Freundinnen verbrachte ich 2 super geniale Carnivalnächte unter Millionen von Leuten. Es hat sich wieder mal bestätigt, dass Freundschaften die im Ausland geschlossen werden durchaus Bestand haben können. Der Karneval in Salvador gilt als der beste Brasiliens, und ich denke ich kann mich dem anschliessen. Es war überwältigend, crazy und einfach nur super genial. Nach 3 Nächten durchtanzen hab aber auch ich es gesehen und genoss den letzten Tag noch für mich alleine, bevors dann wieder hiess home sweet home 2 – buenos aires.
Ja, es war wieder einmal eine lehrreiche, eindrückliche, nachhaltige Reise. Und die beste Entscheidung war wohl, nach 4 Wochen das lästige Anhängsel abzuhängen und alleine weiter zu reisen. Und meine bis jetzt angewendete Reisetaktik hat sich wieder einmal bewährt – alleine reisen bringt viel mehr Vor- als Nachteile. Du interessierst dich viel mehr für neue Bekanntschaften, bist offener gegenüber diesen und vor allen Dingen kannst du machen was dein Herz begehrt!
Somit schliesse ich diesen Blog und widme mich wieder meiner vorübergehenden neuen Heimat – dem Herzen des Tangos.

Samstag, 1. Januar 2011

2010







...rückblick aufs Jahr 2010...
Seit meinem letzten Blogeintrag sind schon wieder 2 Monate vergangen und zwischenzeitlich hat sich auch einiges getan hier in der Metropole Argentiniens. Wie die Monate davor war ich während des Unterrichts immer wieder unterwegs und konnte die Landschaft Argentiniens geniessen. Salta in der Provinz Tucuman nördlich von Buenos Aires war landschaftlich sehr reizvoll und als perfektes duo konnten Marna und ich wieder einige herrliche Tage im eher kahlen Norden verbringen. Was mir hier extrem aufgefallen ist sind die sehr herzlichen Einheimischen die wirklich stolz auf Ihr Land sind und uns Touris deren Schönheit des Landes näherbringen wollen. Im Gegenzug erwarten dich auf dem Plaza de 9Julio wiederum sehr viele Bettler die versuchen mit allen Mitteln Geld aufzutreiben. Diese scheuen sich auch nicht, dich während dem Essen anzuhauen und ihre selbstgefertigten Gegenstände zu verkaufen. Ich kenne diese Situationen aber von anderen Ländern und sehe diesen eher locker entgegen.
Bei der Rückfahrt nach Buenos Aires wurden wir fast Zeuge eines Überfalls auf einen fahrenden Geldtransporter, was unsere ohnehin lange Reise noch 4h länger dauern liess. Nach einer 24h Busfahrt aber erreichten wir Bsas sicher und freuten uns, zurück zu Hause zu sein !
Ansonsten verlief der November eher ruhig, die Fächer mussten abgeschlossen und einige Arbeiten erledigt werden, bevor dann Anfangs Dezember die Prüfungen stattfanden.
Zwischenzeitlich habe ich noch hochrangigen Besuch meiner Eltern bekommen, was mich nach dem 5monatigen Wiedersehen unheimlich gefreut hat. Wir haben zusammen gelacht, geweint, Wein getrunken, Lomo gegessen, die Wasserfälle Iguazus besucht, Buenos Aires erkundschaftet. Es war richtig schön, meine Familie wieder um mich zu haben. Und ich bin dankbar dafür, dass ich eine von denjenigen bin die das sagen kann.

Weihnachten haben ich und Patrick in Feuerland verbracht, sozusagen am culo del mundo - in Ushuaia. Dieser culo hat aber trotzallem immerhin 70000 Einwohner, ist also so gross wie St. Gallen, einfach halt ein bisschen abgelegener :-) Weiter führte uns die Reise dann nach El Calafate, dessen Sehenswürdigkeit der Perito Moreno Gletscher mich schon zum zweiten Mal einfach nur zum Staunen brach. Dieser Gletscher ist gewaltig, impresionante wie die Argentinier es nennen würden, unglaublich eindrücklich. Als Abschluss gings dann noch nach El Chalten wo der Mt Fitz Roy gerufen hätte, leider sind einfach die beiden Schlafmützen so lange im Bett geblieben dass die Uhr 19.15 anzeigte als wir das erste Mal das Hostel verliessen - was daraus schliessen lässt dass wir einfach ein bisschen Schlaf nötig hatten. Muss auch mal sein. Das ist das Schöne am Reisen - man sollte auf die innere Uhr gucken und das machen worauf man lust hat, oder eben nichts. Es gibt fast keine Zeitpläne, niemand der stresst oder sonstige Verpflichtungen - ausser die Reise ein klein wenig zu organisieren. Zurück gings am 30. nach BsAs, um den Silvester, den Abschluss des 2010 auch gebührend zu feiern, was wir gestern auch tatsächlich machten, bei Fondue chinoise und einem feinen Sekt auf der Terrasse des Hauses mit Blick auf die 9de Julio, die grösste Strasse der Welt. Wer kann schon behaupten so Silvester gefeiert zu haben - ja es war schön!
Heute am Tag des Hangovers lass ich mir das Jahr 2010 noch einmal revue passieren:
es war die beste Entscheidung meines Lebens hier in BsAs mein Intercambio zu absolvieren, ich habe bis anhin eine wirklich geniale Zeit verbracht, viele neue Freundschaften schliessen können, viel über die Kultur gelernt, viel gereist, viel getanzt, noch mehr gefeiert. Einzig der Tod meiner Grossmutter lässt mich ab und zu 1 Schritt zurückfallen - Oma du fehlst mir, schade konntest du das Jahr 2010 nicht zu Ende erleben!
Ja, Argentinien ist ein Land mit diversen Naturspektakeln, traumhaft schönen Landschaften, herrlichem Wein, gutem Fleisch. Argentinien ist das Land, wo es am 25. dezember kein Geld mehr auf der Bank gibt weil die Noten ausgehen, wo sich das gleiche Spiel nochmals wiederholt am 31.12 und die Leute immer noch nichts gelernt haben, ein Land mit unzählichen Möglichkeiten die aber nicht genutzt werden. Ein Land, deren Regierung selber sagt, man müsse zuerst korrupt werden damit man ein Land regieren kann. Argentinien, das Land mit 1000 Facetten, 1000 Menschenschlägen, 1000 Vorurteilen. Argentinien ist da, wo für mich das Herz schlägt, ich liebe diese Stadt!
Am 3. Januar gehts dann mit demselben Boludo ab nach Bogota, um für 2 Monate die Karibikküste von kolumbien, die ruta de cafe, den Amazonas und sämtliche Strände Brasiliens unsicher zu machen! Als Abschluss ist der Karnaval in Rio geplant, bevors dann wieder zurück in meine Heimat Argentinien geht. Für alle die es noch nicht wissen - ich lege ebenfalls einen Boxenstopp in der Schweiz ein, dies vom 18.3. bis Ende des Monats:-)
in diesem Sinne wünsche ich Euch einen super Start ins 2011, viel Glück und Gesundheit und Erfolg in allen Lebenslagen.
Denk an euch,
abrazo

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Gruss aus der Ferne




gente, aca estoy!!! Sorry für das verspätete update meines Blogs, aber wie sagt man so schön - wenn man nichts hört gehts einem bestimmt gut. und so ist es auch. aber von vorne.
Bereits seit über 3 Monaten ist Buenos Aires mein neues Zuhause. Und wie es so typisch ist für das Wort "Zuhause", hat auch hier der Alltag Einzug gehalten, welcher aber nicht so strikte verfolgt wird wie in der Schweiz und wo auch immermal so kleine Auszeiten erlaubt sind.
Skiing in Bariloche, Patagonien, war eine davon. Wovon viele träumen, haben wir hier verwirklicht und gönnten uns eine Woche Skiferien in den Bergen Patagoniens. Es war herrlich, Argentinien mal von einer anderen Seite kennen zu lernen. Einer Seite, die vielen wohl verwehrt bleibt. Patagonien liegt nun einfach mal nicht am Weg und befindet sich quasi am Ende der Welt, zumindest aus der Perspektive Europas. Wir verbrachten einige herrliche Tage beim Snowboarden und Apres-ski, gönnten uns als Verstärkung regelmässig ein sattes Steak und genossen die genüssliche Ruhe bei schönstem Wetter. Aber leider liegt vielfach Freud und Leid nahe beieinander, und so musste auch ich die bittere Erfahrung machen.

Es ist Donnerstag früh, der letzte Tag vor Abreise in den Süden. Ein Telefonanruf, der mich noch Tage, fast Wochen erschüttert. Ein weinender Vater am Telefon, dazwischen unheimliche Stille. Stille, die mich fast erschlägt. Meine Grossmutter hatte einen Zusammenbruch vor knapp 2Stunden. Sie liegt im Spital. Sie schläft. Wird sie je wieder aufwachen? Mir versagt die Stimme. Meine Oma hat mir kurz vor meiner Abreise versprochen, dass wir uns nach meiner Rückkehr wieder in die Arme schliessen können. Kann sie das Versprechen halten?
Ein Hoffen und Bangen zugleich an diesem Tag. Ich weiss nicht ob ich weinen soll, ich bin hilflos. 10000km entfernt, keine Chance irgendetwas auszurichten. Jetzt kann ich nur noch hoffen. Hoffen, dass das Unmögliche möglich wird.
Am Abend, inmitten vom Unterricht erreicht mich diese Nachricht: "Der Zustand ist stabil, sie wird es aber nicht überleben, leider". Fragen tauchen auf, denn ein stabiler Zustand sollte normalerweise zum Weiterleben verhelfen. Gleichzeitig gebe ich aber die Hoffung fast auf, ich verlasse das Zimmer, lese das sms dutzende Male durch. Ich spür, dass ihre letzte Stunde geschlagen hat. Ich kann nachvollziehen, wie es ist, einen Menschen zu verlieren während du dich Kontintente von dessen Aufenthaltsort entfernt befindest.
Meine Oma stirbt am 6.9.10. im Alter von 92 Jahren. Fit, munter, ohne zu schwächeln, immer Witze machend von der pro senectute - den Rückweg könnten die also auch noch laufen - für ihr Alter fidel wie ein Turnschuh. Was auch ihre letzten 3 Tage im Spital zeigen. Sie lebt, ohne Anschluss an lebensrettende Maschinen, sie atmet, sie schläft ruhig. Weshalb aber geht sie nicht vorher? Will sie zeigen, dass sie das Versprechen einzuhalten versuchte? Ich bin mir sicher, unser Deal hat einen Einfluss.Sie will nicht gehen. Und doch - 10min ohne Sauerstoff ist lange. Sie stirbt, von heute auf morgen verlier ich einen Menschen den ich unheimlich liebte. Eine Frau, die immer voraus schaute, von deren positiven Lebenseinstellung noch etliche ein Stück Kuchen abschneiden können. Meine Superoma halt.
Am Tag der Beerdigung brennt in Patagonien eine Kerze. Ich bin unendlich traurig, gleichzeitig aber auch dankbar, meine letzten 28 Jahre mit einer so unglaublich starken und herzensguten Oma verbracht haben zu dürfen. Trotzdem, sie fehlt mir. Sie ist dauerpräsent und hat einen wichtigen Platz in meinen Gedanken des Alltags hier in Buenos Aires eingenommen. Danke Oma für die unglaubliche Zeit die ich mit dir verbringen durfte! Wir sehen uns hoffentlich in Nirvana wieder.

Mittlerweile habe ich mich mit diesem Verlust abgefunden und tue das, was sie auch immer tat: geniessen!

Buenos Aires tönt nicht nur so verführerisch sondern ist auch tatsächlich eine wundervolle Stadt! Hier kommt niemand zu kurz, egal was du suchst. Du findest alles. Gute Bars, Restaurants, gute Musik, fantastische Leute, herrliches Klima, geniale Umgebung! Meine Wahl Buenos Aires hat sich bis anhin bewährt.

Zwischenzeitlich flog ich noch für einen kurzen Ausflug ins benachbarte Paraguay. Ein Wochenende, das mir wieder mal das Elend dieses Kontinentes näher brachte, mir die Augen öffnete für den Luxus den wir hier in BsAs - trotz Status "3t-Weltland" haben. Die Leute sind arm, sehr arm. Die Strassen leer, die Autos verrostet, die Gebäude zur Sanierung fällig. Dies zumindest im Zentrum von Asuncion. Und das ist genau das was mich eigentlich ziemlich ärgert. Sobald du dich ein bisschen von der Armut entfernst, findest du Reichtum, nichts als Reichtum! Dazwischen gibt es nichts. Die Distribution stimmt also auch hier ganz und gar nicht. So war ich froh, trotz eines gelungenen Wochenendes mit meiner Freundin wieder zurück im gestitteten Buenos Aires zu sein!

Gestern war seit 10Jahren wieder mal eine Volkszählung - Feiertag. Alle Läden geschlossen und du verpflichtet, in deiner Wohnung zu bleiben. Wie das funktioniert? Gesandte der Regierung kommen vorbei und lassen dich einen Fragebogen ausfüllen. Ob du einen Pc, ein Telefon, Internet hast. Woher das Wasser und das Gas herkommen. Und was machen die Argentinier? Sie verkneifen sich überall ein Ja, da sie sich vor einem späteren Einbruch scheuen. Na, wenn das mal die Statistik nicht verfälscht:-) Aber so funktioniet es hier, korrupt bis ins Detail, schiebt sich diese Nation selbst ins Verderben. Mit dem Tod von Nestor Kirchner, ebenfalls gestern, ist die Zukunft hier ungewiss. Kann man nur hoffen, dass die Argentinier vorwärts schauen und das Beste daraus machen! Dieses Land und deren Leute hätten es verdient, endlich aus der Krise herauszukommen!

Soviel zu meinem 28. Geburtstag. Prost :-)
bis zum nächsten Mal

Montag, 23. August 2010

Meine neue Heimat



Ich mache es mir aufgrund eines upgrades auf Platz 1A bequem auf dem Flug Frankfurt – Buenos Aires Ezeiza. Mein neuer Lebensabschnitt wird mit Champagner mächtig eingeläutet, der Service der Lufthansa ermöglicht mir einen hervorragenden Start in Richtung Argentinien. Ich schwelge in Träumen welche mein argentinischer Sitznachbar aber gekonnt zu unterbrechen vermag. Weshalb ich nach Argentinien verreise, einem Land das von einer Frau regiert wird und dessen Wirtschaft den Bach runter stürzt. Aber Deutschland habe ja die gleiche Ausgangslage in Bezug auf die Besetzung des Regierungssitzes, also liege das Problem ja wirklich am Geschlecht…Auf meine Frage, ob er denn nichts dazu beigetragen habe, dass sich Argentinien in der Krise befindet – man bedenke alle jeglichen Steuerhinterziehungen – reagierte er ziemlich beschämend, somit ging unsere Sitznachbarbekanntschaft in eine neue Phase – und ich genoss einen herrlich ungestörten Flug in Richtung Buenos Aires. Um nicht stereotyping zu betreiben, habe ich diese Unterhaltung mit diesem wohl über 80ig jährigen Mann ganz schnell in eine Schublade gesteckt und abgehakt.
Buenos Aires, eine Stadt die vor Lebenslust brodelt. Die Menschen hier sind alles andere als deprimiert oder durch die momentan herrschende wirtschaftliche Unsicherheit betrübt. Es lebt, es brodelt, es wird gefeiert. Die Energiezufuhr erhalte ich nicht wie üblicherweise durch Vitamine, sondern durch die Ansteckung dieser ungeheuren Lebensfreude der Argentinier. Es ist ein Wahnsinn, wie viele Lächeln dir jeden Tag entgegen fliegen, wie hilfsbereit sie sind. Und dies, obwohl viele von den Argentiniern selber Hilfe benötigen würden. Ein soziales Auffangnetz gibt es hier nicht, dementsprechend ist die Anzahl der Bettlern und Obdachlosen enorm. Was mir auch auffiel ist die Tatsache, dass es viele Menschen mit „unterschiedlichen Augenwinkeln“ gibt. Ob dies daran liegt, dass hier die Behandlungsmethode einfach zu schlecht ist, das Geld fehlt oder einfach aus dem Grund, dass Buenos Aires eine Millionenmetropole ist und dir einfach mehr Menschen entgegen kommen was die Anzahl der Betroffenen erhöhen könnte, weiss ich nicht so genau.
Die Stadt ist riesig, wird aber durch ein fast einwandfreies Metronetz, wo du dich zu fast jeder Tages- und Nachtzeit hineindrängen musst und im Gerüchtemix von Drittpersonen schwelgst, ziemlich gut vernetzt und ermöglicht so ein relativ schnelles Erreichen jeglicher Stadtteile – auch wenn ich auf die Begegnungen besonderer Art auf dem Weg gänzlich verzichten könnte. Das andere Fortbewegungsmittel ist der Bus, wobei du auch bei Ungewissheit relativ schnell entscheiden musst, welche Linie man besteigt, reissen diese doch kleinere Gruppen gänzlich auseinander in dem einfach Einzelne stehen gelassen werden, wie persönliche Erfahrungen gezeigt haben .
Die Argentinier sind extrem innovativ, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass sie aus vielen unmöglichen Situationen das Möglichste machen müssen. Diese Innovation reicht von den Hundenannys, deren Besitzer des jeweiligen Vierbeiners diesen irgendwo an einem Strassenrand festmachen und dann von der Nanny abgeholt wird, bis zu den 100 verschiedenen Deliverys bei denen du den Magen richtig voll schlagen kannst. Ob indisch, chinesisch, sushi, milanesas, carne oder sonst etwas, das Angebot ist riesig und trägt offensichtlich zu der neu gewonnenen Kochfaulheit bei. Das Fleisch hier ist der Wahnsinn und lässt manche Gourmetherzen höher schlagen.
Im Gegenzug erstaunt mich aber auch so Einiges hier im Negativen. Die Abfallentsorgung zum Beispiel ist hier ja sehr speziell. Recycling? Ja, aber diese erfolgt auf den Strassen, indem Leute – ob das offizielle Angestellte sind oder einfach Personen die sich etwas dazu verdienen wollen weiss ich nicht - den Abfall aussortieren und die Pet-Flaschen sowie den Karton separat wieder entsorgen. Welche Logik dahinter steckt ist mir schleierhaft. Des Weiteren wird deine Geduld in den Supermärkten und überall wo es eine fila – sogenannte Warteschlange – hat, meist ziemlich auf die Probe gestellt. Es kann durchaus sein, dass du den Supermarkt bei Tageslicht betrittst und bei Dunkelheit wieder verlässt. Ich spreche hier ebenso aus Erfahrung 
Ein grosses Thema hier ist natürlich für uns Europäerinnen der Umgang mit den argentinischen Männern. Würde ich für jedes Hinterherpfeiffen und Hingucken jedes Mal eine moneda verlangen, wäre mein Lebensunterhalt hier schon fast bezahlt. Leider geht dieses Problem aber noch weiter. Im Ausgang als Frau kurz alleine stehen bleiben? Dann wirst du Mitglied einen sich immer grösser werdenden Kreises. Und wie lauten die Anreden der Argentinier oder auch der Brasilianer? Auf Deutsch übersetzt könnte dies etwa so lauten: „Hallo, ich heisse Juan und bin für heute dein Sofa….“ Ja, wovon andere vielleicht träumen, kann dies hier manchmal zu ziemlich mühsamen Situationen kommen. Manchmal staune ich hier wirklich Bauklötze mit welcher Dreistigkeit ich manchmal angesprochen werde. Aber diesen kleinen kulturellen Unterschieden kannst du auch mit einem Lächeln begegnen.
Die UADE – unsere Fakultät für dieses Jahr – liegt in einem nicht ganz ungefährlichen Viertel nahe SanTelmo, ist aber auch dank des Metronetzes gut zu erreichen. Das Geschehen rund um den Unterricht ist aber wesentlich interessanter als dieser selber. Da wird Mate (spezieller Tee) mit dem Prof geteilt, inmitten im Unterricht etwas zu Essen geholt – und wohlverstanden dies dann auch während dem Unterricht verzehrt, der Prof wird auch prof gerufen, als wenn dieser keinen Namen hätte, Manschettenknöpfe weisen auf eine „greisige“ Unterrichtszeit hin, und das wohl spannendste ist das Thema mit der Zeit. Offiziell kriegst du eine halbe falta (Fehlstunde) wenn du zu spät im Unterricht erscheinst (8 halbe darfst du dir erlauben). Nun aber, was passiert wenn auch die Lehrer regelmässig 15 bis 25 min später auftauchen? Somit liegt es relativ nah, dass diese falta natürlich erst gilt ab der Anwesenheit des Lehrers. Somit wäre dieses Problem auch wieder geklärt und der Freitagmorgen Unterricht somit aus der Schusslinie der Absenzen.
Seit 5 Wochen weile ich nun in der Hauptstadt Argentiniens, und ja, mein soziales Netzwerk habe ich schon ziemlich ausgebaut, meinen Alltag schon vollumfänglich im Griff mit allen Tücken des argentinischen Lebens, die Wohnung wurde auch schon mit den zwei grössten Haushaltshengsten überhaupt bezogen, bedarf aber noch einer grossen Besserung, wollte ich nicht die Konsequenzen ziehen, der Sommer naht, das Heimweh hat mich bis jetzt noch kein einziges Mal heimgesucht, der Tango fasziniert mich immer wieder von Neuem…Ja, ich kann behaupten, dass ich angekommen bin! La sonrisa del sur im wahrsten Sinne des Wortes.

Samstag, 17. Juli 2010

anja meets world vol.3

Januar 2008, Buenos Aires, Argentina. Diese Stadt verzaubert mich auf Anhieb. Meinen Kollegen erzählte ich damals, dass ich hier leben könnte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich aber noch nicht, dass mich das Schicksal wirklich erneut für längere Zeit in die Hauptstadt Argentiniens führt.

Juli 2010, St.Gallen, Schweiz. Ich stehe kurz vor meiner Abreise ins Land des Tangos. Die Zelte habe ich erneut wieder abgebrochen, um meinen Drang nach der weiten Welt zu stillen. In 34h kehre ich der Schweiz den Rücken, was ich mich ja eigentlich gewohnt bin, doch diesmal ist es anders. Ich bin gelassen, verspüre keinen Stress, leider aber auch keinen Drang zu gehen. Ich packe diese Stunden vor mich hin, bin unschlüssig über den Inhalt meines Koffers, finde da und dort Dinge die vielleicht noch nützlich sein könnten.

Es ist wieder soweit - anja meets world vol.3. - und völlig im Bewusstsein, dass dies mit grosser Wahrscheinlichkeit die letzte lange Reise sein wird.

...in diesem Sinne adios, ciao, bye bye, nos vemos en 14 meses. Tragt der Schweiz Sorge, dass diese mich wieder so empfängt wie ich sie jetzt verlassen werde.